35 Kilometer Luftlinie trennen das Dorf Kangulu von Lilongwe, der Hauptstadt Malawis. Zwei Stunden Fahrt, davon ein guter Teil über staubige Schotterstraßen, führen uns von der geschäftigen Millionenstadt in die beschauliche Siedlung mit 240 Einwohner*innen. Sie wollen wir besuchen, um mehr über die Trinkwasserversorgung in dem Gebiet und die Wirksamkeit unseres Wasserprojekts zu erfahren.
Kangulu Village – das war für uns bisher einer von vielen Namen auf einer langen Liste zu sanierender Brunnen. Wir wussten, dass der vorhandene Brunnen defekt ist und dass die Bewohner*innen auf eine sogenannte „unsafe watersource“ zurückgreifen müssen, also verunreinigtes Oberflächenwasser. Was das für die Dorfgemeinschaft und die Einwohner*innen im täglichen Leben bedeutet, wollen wir jetzt verstehen. Wir werden sehr herzlich empfangen – ein Besuch ist ein willkommener Anlass zu Feiern und wir spüren, wie groß die Freude über die erfolgreiche Sanierung des Dorfbrunnens ist.
Water Point Committee hält Brunnen in Schuss
Die Verantwortung für den Dorfbrunnen liegt beim Water Point Committee: diese Gruppe speziell ausgebildeter Einwohner*innen verantwortet die Instandhaltung, Wartung und Reparatur des Brunnens im Namen der Dorfgemeinschaft. Die Mitglieder des Water Point Committees sind sichtlich stolz auf ihre Arbeit und zeigen uns die Bücher, in denen die finanziellen Beiträge aller Einwohner*innen sorgfältig dokumentiert und verwaltet werden. Wir erfahren, dass es einen Wartungsvertrag mit dem lokalen Mechaniker gibt und dass das Water Point Committee eine Rücklage aufgebaut hat, um etwaige Reparaturen oder Ersatzteile finanzieren zu können.
Der Village Chief, quasi der Bürgermeister, möchte uns die Wasserquelle zeigen, auf die das Dorf zurückgreifen musste, als der Brunnen nicht funktionierte. Gemeinsam klettern wir einen unebenen Abhang hinunter, Einheimische wie Besucher müssen sich gelegentlich festhalten. Nach einigen Minuten kommen wir zu einem unscheinbaren, kleinen Teich – vielleicht zwei Meter lang und einen halben Meter breit. Wie tief er ist, sehen wir nicht, denn das Wasser ist trüb. Aber dass dieses Wasser niemand trinken sollte, ist auf den ersten Blick klar.
Die Dorfbewohner*innen erzählen uns von ihrem früheren Alltag. Von der offensichtlichen Notwendigkeit, das Wasser abzukochen und vom zusätzlichen Aufwand der dafür nötig war – für den längeren Transportweg, das Feuerholz sammeln und das Abkochen selbst. Von den praktischen Auswirkungen: Kinder mussten bei diesen Aufgaben unterstützen und konnten nicht mehr regelmäßig in die Schule gehen. Und von dem Risiko, diesen Weg mehrfach täglich zu gehen – auch im Dunklen und mit einem 20 Kilo schweren Wasserkanister. Auch in diesen Gesprächen erleben wir die große Wertschätzung für die Sanierung des Brunnens und spüren die zahlreichen positiven Auswirkungen auf das Leben Dorfbewohner*innen. Natürlich verbringen wir auch Zeit beim Brunnen selbst. Wir erleben Kinder, die spielen; Frauen, die ihre Kanister auffüllen; Nachbar*innen, die plaudern und eine Pumpe, die (fast) nie stillsteht. Und wir verstehen, warum dieser Name "Kangulu Village" so weit oben auf unserer Liste stand.