Jeder von uns kennt die Situation: Ist die Matratze durchgelegen oder zu klein für das neue Bett, wandert sie an den Straßenrand. Dort wird sie dann zum nächstmöglichen Termin durch die Müllabfuhr als Sperrmüll abgeholt. Schätzungsweise summiert sich die Zahl der Altmatratzen bei einer angenommenen Lebenszeit von zehn Jahren allein in Europa auf 30 Millionen Stück, oder anders gerechnet auf gut 450.000 bis 500.000 Tonnen. Unterstellen wir dabei einmal eine durchschnittliche Matratzenhöhe von circa 20 Zentimetern, ergäbe der Matratzenstapel eine Höhe von 6.000 Kilometern. Für diese riesige Menge braucht es eine nachhaltige Lösung.
Altmatratzen als wertvoller Rohstofflieferant
Matratzen sind nach zehn Jahren vielleicht durchgelegen, fleckig und vergilbt. Wertlos werden sie dadurch aber noch lange nicht. Ganz im Gegenteil: Matratzen bestehen aus wertvollen Rohstoffen von Metallen aus Federkernmatratzen über textile Stoffe bis hin zu Kunststoffen. Im Folgenden stellen wir die drei wichtigsten Verwertungsarten alter Matratzen vor.
Matratzen und ihr zweites Leben
Thermische Verwertung: Matratzen, die von ihren Besitzern über den Sperrmüll entsorgt werden, landen zum großen Teil in der Müllverbrennung. Dort liefert die ausgediente Matratze im Zuge der thermischen Verwertung Energie – meist in Form von Wärme oder Strom. Das ist schon einmal ein Anfang. Aber in puncto Nachhaltigkeit geht eindeutig noch mehr.
Mechanische Verwertung: Ausgediente Matratzen können auch mechanisch verwertet werden. Dabei werden die Matratzen stofflich getrennt, gereinigt, desinfiziert und anschließend geschreddert. Die möglichst sortenreinen geschredderten Rohstoffe werden dann gesammelt, verpackt und für die Weiterverarbeitung vorbereitet. Dieses Verfahren hat eine Material-Rückgewinnungsquote von bis zu 90 Prozent. Und auch das verbleibende Material bleibt nicht ungenutzt, sondern wird der thermischen Verwertung zugeführt.
Thermochemisches Recycling: Ziel des thermochemischen Verfahrens ist es, die Kunststoffpolymere über thermochemische Prozesse in ihre Grundbausteine (Monomere) zu zerlegen und somit hochwertige Recycling Polyole rückzugewinnen. Dieses Verfahren ist hoch komplex und kommt insbesondere für nicht oder nur schwer werkstofflich verwertbare Kunststoffe wie Polyurethan zum Einsatz. Vereinfacht dargestellt werden die Polyurethan-Abfälle beim thermochemischen Recycling durch ein chemisches Verfahren aufgespalten. Dadurch wird das ursprünglich für den Matratzenschaum verwendete Polyol zurückgewonnen. Die so gewonnenen Sekundär-Polyole können wiederum für die Herstellung von Matratzen oder anderen Gütern wie Dämmplatten, Kissen oder isolierenden Schäumen für verschiedenste Industrien verwendet werden.
Vorteile von nachhaltigem Matratzenrecycling
- Matratzenrecycling trägt zur Erhaltung von Primärrohstoffe bei und setzen gleichzeitig ein nachhaltiges Zeichen für die Umwelt
- Wiederverwertung von verwendeten Materialien als Rohstoffe oder Hilfsstoffe für andere Produkte
- Verwendung einiger zurückgewonnener Rohstoffe für die Herstellung neuer Matratzen im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft
- Recycling spart im Gegensatz zur Gewinnung neuer Materialien aus fossilen Rohstoffen viel CO2
- Der Verbrauch fossiler Rohstoffe, die an anderer Stelle eher gebraucht werden, sinkt drastisch
- Mit dem Recycling und insbesondere der Kreislaufwirtschaft verringern sich die Kosten für die Abfallentsorgung